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Eine weitere Meinung eines verdienten Mitgliedes

Die Saison für Wehrexperten ist angebrochen!

Die ORF –Experten Karner und Reiter  sind bereits alarmiert, beide mit hohem theoretischem Wissen und niedriger Truppenerfahrung!
Ich bin weit davon entfernt mich unter den Experten einzureihen, möchte aber meine Überlegungen nach 41 Jahren Dienst mit und für die Truppe darlegen.

Solange wir von einem Heer sprechen muss der Begriff „Landesverteidigung“ als oberster Schirm feststehen, darunter kann man die Prioritäten einreihen. Diese Prioritäten sind derzeit hinlänglich bekannt:

-         Hilfeleistung in Katastrophenfällen
-         Auslandseinsätze im Rahmen der UN
-         Assistenzleistungen zur Aufrechterhaltung der inneren Sicherheit
-         Einsätze gem. WG §2a (z.B .Jugoslawienkrise)

Wie verhalten sich dazu die Wehrmodelle –Berufsheer und Allgemeine Wehrpflicht?

Das Berufsheer rekrutiert sich aus Freiwilligen. Die Personalqualität wird durch die allgemeine Wirtschaftslage und die Besoldung beeinflusst. Da eine Erhöhung des Budgets nicht zu erwarten ist zwingen die Personalkosten zu geringeren Personalständen, um Mittel für den Sachaufwand frei zu haben. Das bereits vorhandene Personal ist allein aus Altersgründen für die Aufgabenerfüllung nur mehr zum Teil anrechenbar. Die Bildung einer Miliz aus dem Berufsheer in entsprechender Stärke ist ein Gedankengang der dem Herrn Bundesminister und seinen Beratern vorbehalten ist.

Für Katastropheneinsätze im größeren Umfang ist entscheidend in kurzer Zeit eine große Anzahl von Helfern  vor Ort zu haben. Der Spezialist aus dem Berufsheer wird ein Spezialgerät bedienen aber den Schlamm aus hunderten Haushalten zu entfernen (Eigenerfahrung) dazu sind viele Hände notwendig; es waren die Hände der Wehrpflichtigen!

Der Auslandseinsatz wird zu etwa 50 % von Milizsoldaten getragen, die Kombination Kader und Miliz hat sich in nun mehr als 50 Jahren bewährt. Um die die derzeitigen Auslandseinsätze mit ca. 1200 Soldaten zu bewältigen bedarf es im Hintergrund etwa 6-7 tausend Soldaten in der Evidenz zu haben. Woher sollen diese Soldaten bei einem Berufsheer  kommen?? Eine wiederholte Entsendung von Berufssoldaten (die Freiwilligkeit entfällt) in das Ausland führt zu tiefgreifenden sozialen Problemen. Die US-Armee hat dies bitter erfahren müssen und sehr strikte Bestimmungen dafür!! Wer ersetzt den im Ausland befindliche Berufssoldaten bei Bedarf im Inland?

Unbestritten ist die höhere Professionalität des Berufssoldaten im militärischen Bereich seiner Waffengattung, seine Verfügbarkeit und Effizienz vor Ort. Wie verhindert man eine Überalterung? Dazu bedarf es einer Reihe gesetzlicher Regelungen! Ist es wirklich  die bessere Lösung?

Die Allgemeine Wehrpflicht ist , und hier muss ich auch etwas emotional werden, ein Dienst für die Heimat. Oberstes Ziel der Verantwortlichen dabei die jungen Männern ob im Wehr oder Zivildienst in sinnhafter Tätigkeit zu fordern. Die Ausbildung soll einsatzbezogen sein und nicht in der sogenannten „Systemerhaltung“ enden. Die Frage der Überalterung des Kaderpersonals und entsprechende Lösungen wären bei Aufrechterhaltung der Allgemeinen Wehrpflicht vordringlich.

Im Rahmen der Hilfeleistung ist das Wehrpflichtigenheer dem Berufsheer  eindeutig überlegen. Man verfügt über hohe Personalstände in denen es zusätzlich zu Fachkräften aus dem Kader ausgezeichnete Fachleute aus den verschiedenen Berufen unter den Grundwehrdienern gibt. Ich habe mit Grundwehrdienern im Katastropheneinsatz (Kärnten 66/67) nur beste Erfahrung erleben dürfen. Die Aussetzung der Truppenübungen unter BM Platter war der Todesstoß für die Miliz dies wäre bei Beibehaltung der Wehrpflicht zu überdenken.

Die Wehrpflicht garantiert die erforderlichen Personalstände für die Auslandseinsätze. Sechs Monate Auslandseinsatz bei einer sehr guten Besoldung ist für viele Reservisten ein Anreiz und auch für das Heer ein Gewinn an erfahrenen Soldaten in der Reserve.

Die  Beibehaltung der Wehrpflicht löst natürlich auch automatisch die Frag des Zivildienstes. Eine zusätzliche Organisation im Rahmen eines „Dienstes für Österreich“ aufzubauen halte ich für völlig verfehlt. Die eventuell anfallenden Aufgaben der Hilfeleistung können Soldaten in der vorhandenen Organisation mit den bereits vorhandenen Mitteln einfach besser und schneller. Dafür wurde wiederholt der Beweis erbracht!

Auf Grund dieser Überlegungen wünsche ich unserem Land die Beibehaltung der Wehrpflicht!!