Am 16.02. gibt es wieder interessante Erkenntnisse in Die Presse:
Streit über Neutralität statt Wehrpflichtdebatte
Nebenschauplätze
Das Eingangsstatement greift leider etwas daneben:
"Die Debatte über die Abschaffung der Wehrpflicht verlagert sich auf Nebenschauplätze: Erst sollte eine Sicherheitsstrategie beschlossen werden, ehe über die Zukunft des Bundesheers diskutiert wird; jetzt ist auch noch eine Pseudodebatte über die Neutralität ausgebrochen."
Es ist wohl eher so, dass zuerst die sicherheitspolitische Ausrichtung festgelegt werden muss, inkl. einer längst überfälligen Diskussion zur Neutralität und dann erst Überlegungen über das Militärsystem angestellt werden können. Bisher wurde ja das Pferd von hinten aufgezäumt. Daher ist aus staatspolitischer Sicht wohl eher die Wehrpflicht ein Nebenschauplatz und nicht umgekehrt.
Hürden
"Daneben tauchen aber auch noch neue Hürden bei der Umstellung auf ein Berufs- und Freiwilligenheer auf."
Ja, da werden noch viel mehr Hürden auftauchen, wenn man sich einmal intensiv mit der Materie befasst und vor allem sich die Faktenlage genauer ansieht und nicht nur "die armen jungen Buben müssen zum Heer" daher jammert. Einige wurden ja schon in den bisherigen Beiträgen angeführt.
"Auch die Probleme beim angestrebten Umbau des Heeres auf eine jüngere Berufsarmee dürften größter sein als bisher angenommen und zugegeben. Verteidigungsminister Darabos hat zwar angekündigt, dass er eine Abschaffung der Wehrpflicht samt Umstieg auf ein Berufsheer für eine deutliche Verjüngung nützen will. Allerdings steht einem rasanten Abbau des bisherigen Heerespersonals der Umstand entgegen, dass gerade im militärischen Dienst ein Großteil des rund 15.000 Mann umfassenden Personals pragmatisiert und damit de facto unkündbar ist und dass gerade der militärische Dienst im Schnitt zu den jüngsten Berufsgruppen im gesamten öffentlichen Dienst zählt."
D.h. wohl, der Herr Verteidigungsminister hat uninformiert ein paar Statements abgegeben, oder? Dabei hätte er nur den Standard vom 17.01.11 lesen müssen, wo GenLt Höfler genau auf eine andere zu erwartende Entwicklung hingewiesen hat. Aber die Offiziere haben ja nichts zu sagen.
"Da veraltert das Bundesheer rapide, dafür gibt es Beispiele"
Umstiegskosten fehlen
Für einige Diskussion dürfte auch noch die Berechnung der Kosten für Modell drei führen. Denn die Annahmen sehen einen tiefgreifenden Umbau beim Personal vor, der in der Modellrechnung nirgends abgebildet ist.
Ja, und das könnte ziemlich teuer werden, aber dann gibt es dieser Regierung sicher nicht mehr und es kann keiner der Verantwortlichen zur Verantwortung gezogen werden. Der Bürger zahlt eh.
Ausreichend Freiwillige
In Österreich alles kein Problem, diese haben nur die Anderen.
"Schwedisches Modell: Zu wenige Freiwillige - Nun sucht das Arbeitsamt"
oder vielleicht doch nicht ganz?
"Umfrage: Junge haben kaum Lust auf das Heer
Nur wenige österreichische Jugendliche wollen zum Bundesheer: Freiwillig ins Bundesheer einrücken würden derzeit nur 16 Prozent der 15- bis 25-Jährigen."
Neutralität
„Die SPÖ ist ein Garant dafür, dass wir den Neutralitätsstatus beibehalten“
Wenn das der gleiche Stein wie die Wehrpflicht ist, dann ist das bald erledigt.
Der Verteidigungsminister zur Wehrpflicht im Juni 2010
Systemerhalter
http://freiwilligenheer.spoe.at/faq.php#4
"Wenn beispielsweise ausgebildete Grundwehrdiener den Kasernenhof kehren, dann werden unnötig Ausbildungskosten verschwendet, die besser eingesetzt werden können."
Sehr interessant. Systemerhalter bzw. Funktionssoldaten haben nur eine verkürzte Grundausbildung und werden dann eben zur Aufrechterhaltung des Systems eingesetzt. Wenn diese notwendigen Aufgaben durch "Freiwillige" erledigt werden müssen, dann soll das billiger kommen? Oder wurden diese Funktionen schlicht und einfach nicht in die Berechnungen einbezogen?
Die Presse bringt es nun auf den Punkt!
Tarnen und täuschen bei Heer und Frühpensionen
"Sicherheitspolitik und Frühpensionen: ein Volltreffer, wenn es darum geht, die Bürger für dumm zu verkaufen. Diesmal wirklich unter Garantie!"