Das Bundesheer hat viele Möglichkeiten, „zu Tode“ zu kommen:
Eine Möglichkeit ist, von bestimmten Personen ständig mehr zu verlangen und Aufgaben, die bis dato einer bestimmten Funktionsebene zugeordnet waren, „nach oben um zu verteilen“. Damit schafft man realen Einkommensverlust bei denen, die bisher mit diesen Aufgaben betraut waren, Frust bei denen, die nun zusätzliche Arbeiten übernehmen müssen und einen Nährboden für Neid und Missgunst.
Ist das eine optimale Voraussetzung dafür, eine „Einsatzarmee“ aufzubauen, Personal zu gewinnen und vor allem Personal zu halten oder wird dadurch nicht das Berufsbild unattraktiv?
Häufiger Personalwechsel bedeutet hohe Kosten!
Wenn ständig neues Personal ausgebildet werden muss, dann können Ausbildungsstrukturen nicht verringert werden, kann man Ausbildungspersonal nicht reduzieren. Spart man trotzdem beim Ausbildungspersonal, muss dies zu einer Überforderung und zu sinkender Motivation dieser Personengruppe führen. Die Betroffenen bleiben nicht lange genug, sie verlassen den Betrieb.
Dies bedeutet aber auch, dass es nie zu einem bedeutsamen Erfahrungsgewinn und Wissenstransfer innerhalb der Organisation kommen kann. Wer nie die Gelegenheit hat, über einen längeren Zeitraum Erfahrung in seinem Beruf zu gewinnen, der kann über ein gewisses Niveau nicht hinauskommen. Die Einzelperson nicht und damit auch nicht die Organisation. Das ist aber ein Prozess, der durch eine immer enger werdende Spirale dargestellt werden muss, weil er ohne geeignete Gegenmaßnahmen immer rascher abläuft. Bewegen wir uns in dieser Frage nicht in einem „tödlichen Kreislauf“? Können wir so „professioneller“ werden?
Einem (zwar erfahrenen aber alten) Oberst wurde unlängst erklärt, er käme für einen bestimmten Arbeitsplatz nicht in Frage, weil er zu teuer sei und nicht lange genug genutzt werden könne. Er könnte - wende ich ein – aber die Zeit seiner Anwesenheit ohne „Anlernstufe und Eingewöhnungsphase“ und damit sehr effizient arbeiten. Das würde doch die Dauer seiner Anwesenheit an einem bestimmten Arbeitsplatz wertvoll machen, oder?
Zum Beispiel könnte damit auch dem weiteren Zerfall des inneren Zusammenhaltes im Bundesheer entgegen gewirkt werden. Denn ein alter erfahrener Oberst sollte kaum auf die Idee kommen, entgegen allen Intentionen seiner Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen Dinge anzuordnen, nur weil sie vielleicht opportun scheinen. Zusammenlegen der Sozialräume etwa ohne Rücksichtnahme auf die Bedürfnisse der vorhandenen sozialen Strukturen „des Betriebes“. Cafeterias beispielsweise, wo sich Gefreite neben höchsten Offizieren sicher blendend unterhalten.
Es gibt heute schon „Verbände“, wo die älteren Unteroffiziere ihre jüngeren Kameraden nicht mehr kennen. Das untergräbt einen entscheidenden Faktor für jeden Einsatz: Gegenseitiges Vertrauen.
Der Prozess der Vertrauensbildung in unseren Verbänden beginnt sicher nicht damit, dass keiner die vorhandenen Betreuungseinrichtungen nutzt, weil er sich dort nicht mehr wohl fühlt. Der Betrieb geeigneter Betreuungseinrichtungen ist auch eine notwendige Investition in das Personal.
Im Zusammenhang mit all den angesprochenen Themen ist ebenfalls zu fragen: Kann es so gelingen, dem Staatsinteresse zu entsprechen und das Pensionsantrittsalter anzuheben? Fördert man so die Freude daran, zu dienen?
Schlussbemerkungen:
- Manche „Blasen“ sind schon „geplatzt“. Gibt es auch eine „Blase Sicherheit“ die platzen könnte?
- Dort, wo Soldaten zum Einsatz kommen ist Krieg oder kann (mit höchster Wahrscheinlichkeit) „Krieg“ sein. Das trifft auf Katastrophenhilfe und (manche) Assistenzleistungen innerhalb Österreichs nicht zu. Überall sonst aber ist diese Behauptung wohl kaum zu widerlegen.
Wenn wir daher auf den möglichen Krieg nicht vorbereitet sein können und dürfen, dann sollten wir uns nicht länger „Soldaten“ nennen. Auch wenn man dies als „Beruhigungspille“ offensichtlich gerne sieht.
Denn nach den entsprechenden Medienberichten stellen sich Angehörige des Bundesheeres nicht unberechtigt bei jedem Wiedersehen folgende Frage: „Bist du noch Kamerad oder sind Sie schon Finanzbeamter?“
„Gut Ding braucht Weile.“ Beweist nicht auch der Herr Bundesminister, dass es einfach länger dauert als ein paar Jahre, bis man perfekt sein kann? Denn - wenn man der letzten Information aus dem Zentralausschuss Glauben schenken darf - wurde offensichtlich darauf vergessen, die aus den Vereinbarungen mit dem Finanzministerium resultierenden Maßnahmen gemäß PVG mit der Personalvertretung zu verhandeln.
Die Wehrpflicht allerdings verteidigt er gekonnt. Das könnte man kaum besser machen. Auch wenn leider niemand dazusagt, dass nur eine Verlängerung der Inanspruchnahme unserer Rekruten erforderliche Einsparungen brächte ohne Kapazitäten einzubüßen.
Vielleicht werden wir irgendwann doch (wieder) professionell – hoffe ich wenigstens.